Erste Entwürfe


Die ideele Prägung und die enge Bindung an die verlangte Wirtschaftlichkeit ließ konsequenterweise nur den Weg der industriellen Fertigung zu, etwa als Montage aus in der Fabrik vorgefertigten Teilen, als ein modulares Bausystem oder als bereits vorhandene und umzuwidmende Hülle.

Die Planungen für das Haus begannen im Jahr 1965. Für das etwa 650 Quadratmeter große Grundstück mit einer Breite von ca. 20 m und einer Tiefe von ca. 32 m ging Döring zunächst von einem langgestreckten Grundriss aus.

Seit Beginn der 60er Jahre arbeitete Döring an Entwürfen modularer Bausysteme, mit normierten, aber frei kombinierbaren Raumkörpern aus Kunststoff, die variiert zu komplexen Situationen ausgebaut werden konnten. 1)

Auf diese aktuellen Entwürfe bezog sich Döring bei der ersten Planung für die Böckingstrasse:


Nordansicht


Grundriss

Die Planung für das Erdgeschoß ging aus vom Lebensraum für Gesellschaft, Essen und Kochen. Im Zentrum dieses Raumes war eine Wendeltreppe, die in das flächenmäßig kleinere Obergeschoß mit Wohn- und Arbeitsraum führte.

Erstaunlich ist die Hermetik dieses Entwurfes, außer der proportionalen Anordnung innerhalb der Grundstücksbegrenzungen gibt es kaum eine sinnfällige Beziehung des Innenraumes mit der Umgebung, mit der die Symmetrie des Entwurfs nur wenig korrespondiert. Die Hauptöffungen mit großflächigen Terrassen öffnen sich östlich und westlich, die südliche Seite mit dem wesentlichen Gartenanteil ist lediglich durch eine "Gartenpforte" erschlossen.

In seiner Symmetrie wirkt dieses Gebäude in seinem Grundriss emblematisch, stark wie ein Signal. Allerdings wie aufgestellt an einen nicht passenden Ort. Es wirkt wie eine Hülle, die an jedem beliebigen Ort abgesetzt werden kann, ohne eine Bindung zum Außenraum. Der Grundgedanke des zentralen z.T. doppelstöckigen Wohnraums ist im Entwurf für ein "Kapselelement" bereits deutlich vorformuliert. 2)

Die Verwirklichung dieses ersten Entwurfs scheiterte bereits im Vorfeld an den Unwägbarkeiten des industriellen Prozesses. Der gewähnte technologische Wissensstand reichte dann doch nicht aus z.B.für die Kalkulation einer in Kunststoff gegossenen Einfamilienhaus-Hülle. Der finanzielle Aufwand war für die Formkosten waren nicht absehbar.


Kugelgasbehälter bei Wesseling

Eine weitere Idee mußte ebenfalls bald verworfen werden. Auf dem Weg nach Bad Honnef hatte Döring bei den Raffinerien in Wesseling Kugelbehälter gesehen, er schlug dem Bauherrn vor, "sich doch einfach so einen Kugelgasbehälter dahin zu stellen, in das leere Gehäuse mehrere Ebenen einzuziehen und obenauf dann runde, wie Blasen aufsitzende Lichtkuppeln so anzubringen, daß der Raum angemessen beleuchtet würde." ... "von einer Kugelhausidee konnte nicht die Rede sein, sondern es war einfach so, daß hier ein großes, leeres Gehäuse zum Abbruch herumstand, ... es ging um ein Stück, das bereits vorhanden war." 3)

Die immensen Kosten von 300.000 Mark für Zerlegung und Transport einer solchen Kugel waren allerdings jenseits jeder Wirtschaftlichkeit.

Als wirtschaftlichster Baustoff bot sich schließlich der Holzleimbau an für alle stützenden und tragenden Teile und Wand- und Deckenelemente aus Fertigteilen. Die Grundstruktur erinnert an Dörings Entwürfe von Wohntürmen mit ihren abgespannten Stahlgerüsten, die vorgefertigte Wohncontainer aufnehmen sollten. 4) Auch bei der schließlich realisierten Konstruktion wird der "Wohnkörper" in ein freistehendes Trägersystem eingefügt.


Das Grundstück

Das Grundstück befand sich am Rande eines Klostergeländes in einem zur Bebauung erschlossenen Geländes, einer ehemaligen Obstwiese. Die kurze Erschließungsstrasse war auf den letzten Parzellen noch unbebaut. An einer parallelen Stichstrasse war eine 1 1/2 bis zweigeschossige Bebauung in Flachdach-Bauweise gerade fertig gestellt.

Das Geländeprofil war in westlicher Richtung leicht abfallend, auf ca. 32 Meter um etwa 1,80 m.


Die Planung

Die ersten Entwürfe gingen aus von einem etwa 20 m langem Baukörper, der sich im Abstand von der nördlichen Grundstücksgrenze von etwa 4 m von östlicher in westliche Richtung erstreckte:


Zur Straße hin war eine etwas abgesenkte Garage vorgesehen, darüber eine Terrasse in der Fußebene des Erdgeschosses, umschlossen von einer ca. 50 cm starken Mauer:


Etwa in der Mitte des Hauses war ein kleiner Keller geplant:


Im weiteren Verlauf der Planungen wurde aus Kostengründen sowohl auf den Keller wie auch auf die Garage verzichtet. Da hierfür keine straßenseitige Zufahrt mehr notwendig war, konnte das Gebäude auf abgesenkt werden auf ein von der Straße bis zur Eingangstreppe fußläufiges Niveau.



Das Gelände wurde in der Grundfläche des Baukörpers bis zu einer Höhe von ca. 1 m an der Ostseite abgetragen. Das überschüssige Erdreich wurde zum großen Teil als Wall an der süd-westlichen Grenze zum Straßenbereich aufgeschüttet und konnte als Sichtschutz dienen. Durch das Absenken des Gebäudes war südlich der gartenseitige Zugang von der Terrasse aus wesentlich erleichtert. Durch die nicht mehr notwendige Überbauung der Garage konnte die Mauer um den Innenhof in der Höhe reduziert werden, sicherlich ein ästhetischer Vorteil, der verbleibende, nun auf die Gebäudeebene bezogene Kubus bezieht sich nun proportional harmonisch auf den eigentlichen Baukörper.


Ansicht der Nordseite kurz nach der Fertigstellung. © W.Döring

Anmerkungen
1)
Modell einer Kapselstruktur


Entwurf einer Gesamtanlage
aus:

Heinrich Klotz: Vision der Moderne – Das Prinzip Konstruktion
Prestel Verlag, München 1986
S. 122
2)
Innenansicht eines Moduls
aus:

Heinrich Klotz: Vision der Moderne – Das Prinzip Konstruktion
a.a.O., S. 123
3) Heinrich Klotz: Architektur in der Bundesrepublik
a.a.O., S. 66 u. 69

4)
Wohntürme, Modell von 1964
aus:
Wolfgang Döring Architekt, Vorwort Karl Ruhrberg

Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln 1989
S.18, Foto von Bernd und Hilla Becher